Ökumenische Ausstellung "Heimat"

- Finissage war am Sonntag, dem 13.2. ab 11 Uhr in der Versöhnungskirche am Maiximilian-Kolbe-Platz mit einem ökumenischen Gottesdienst (Pfarrer Ulrich Kern und Pfarrer Matthias Leithe), musikalische Gestaltung durch Martin Hanke und Norbert Enning. Der Gottesdienst wurde gestreamt und kann noch gesehen werden unter: https://youtu.be/LM_VmEubt_E

 

Vermutlich wird jede und jeder bei „Heimat“ an etwas anderes denken. Deshalb haben wir viele Mitbürger aus Ratingen-West befragt: „Was ist eigentlich Heimat?“ 

Ist es mehr als „Zuhause“? Ist es ein Ort, ein Gefühl, ein Geschmack, ein Geruch, eine Melodie, oder der vertraute Klang einer Stimme? Und was brauchen wir, um uns hier in Ratingen-West heimisch fühlen zu können? 

Gerade in einem Stadtteil, wie Ratingen-West, in dem Menschen aus aller Welt leben, und insbesondere im Spannungsfeld eines ökumenischen Platzes, an dem zwei Kirchengemeinden beheimatet sind, ist das eine ganz spannende Frage: „Was ist Heimat?“

Die Fotos wurden von der Öffentlichkeitsreferentin des Kirchenkreises, Beate Meurer, gemacht. Jede und jeder der Portraitierten wurde von ihr befragt: „Was ist für sie Heimat?“ Überraschend, vielfältig, auf- und anregend sind die Antworten.

In der Folge können Sie ein Interview zur Ökumenischen Ausstellung hören (Radio Neandertal mit Pfarrer Ulrich Kern und Pfarrer Matthias Leithe) und einen kleinen Eindruck von der Ausstellung gewinnen mit drei Aussagen von Mitbürger*innen zum Thema "Heimat".

Ein Interview auf Radio Neandertal zur Ökumenischen Ausstellung


Christoph Wehnert

 

Da zitiere ich Herbert Grönemeyer, dessen Worte ich sehr passend finde: „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.“

 

Ratingen-West ist für mich tatsächlich Heimat. Ich bin hier aufgewachsen, bin in Ratingen-West zur Kita, zur Grundschule und zum Gymnasium gegangen. Der Stadtteil ist mein Lebensmittelpunkt. Dazu gehört auch das kirchliche Umfeld. In der Kirchengemeinde Heilig Geist war ich Messdiener. Später war ich dann im Gemeinderat. Meine Ehefrau habe ich hier kennengelernt. Aus diesem Kreis setzt sich auch mein Freundeskreis zusammen. Ich fühle mich hier einfach sehr wohl.

 


Moana Brunow

 

Heimat bedeutet für mich Familie, gemeinsame Erinnerungen und Erlebnisse mit Freunden. Gerne erinnere ich mich an meine Kindheit und Jugend in Ratingen zurück, besonders an die gemeinsamen Zeiten mit der Familie und mit dem Freundeskreis.

Inzwischen ist Ratingen-West unsere „neue“ Heimat geworden, wo ein Teil unseres Freundeskreises schon seit vielen Jahren wohnt. Ich fühle mich hier sehr wohl. Meinem Mann und mir war es sehr wichtig, unseren Töchtern eine Heimat und damit eine Geborgenheit zu bieten, in der sie unbeschwert und so aufwachsen können, wie wir es selbst erlebt haben.

 


Sascha Brunow

 

Mit Heimat verbinde ich Erinnerungen, gute Gefühle, wie Glücksgefühle und Sicherheit. Auch ich bin hier aufgewachsen und habe tolle Menschen kennen gelernt. Als unsere erste Tochter zur Welt kam, haben wir uns für Ratingen entschieden.

Wir haben hier alle Möglichkeiten. Ratingen ist eine gute Ausgangsbasis, auch wenn man andere Städte besuchen möchte. Alles liegt relativ nah beieinander.

Wir wünschen uns für unsere Töchter, dass sie weiterhin gute Freundinnen und Freunde kennen lernen und behütet, aber auch frei aufwachsen können, so wie wir das erlebt haben.

 

 

 


Pfarrer Ulrich Kern

 

Mit dem Begriff „Heimat“, der in Deutschland im Übrigen ja stark belastet ist, tue ich mich sehr schwer.

Ich musste mich in meinem Leben so oft verändern (räumlich, beruflich und auch in meinem Beziehungsfeld), dass ich mir mehr und mehr die Frage stelle: „Können wir in dieser Welt je beheimatet sein?“ Dabei lebe ich gerne, arbeite ich gerne in meinem Beruf als Pfarrer, fühle mich an manchen Orten, so wie hier in Ratingen-West, wohl und bin froh über wirklich gute, lange Freundschaften. Doch „Beheimatung“ mag ich dies nicht nennen. Einer positiven Antwort auf meine Frage am nächsten kommt für mich Beethovens letzte Klaviersonate, über die Claudio Arrau schrieb: „In Opus 111 versucht Beethoven zu erreichen, die Fesseln der Zeit zu brechen und Zeitlosigkeit und Unsterblichkeit zu gewinnen. Und schließlich vermag er wieder die leuchtenden Sterne des Himmels zu sehen.“

So wäre „Heimat“ für mich die Utopie einer erlösbaren Welt, für die Jesus Christus in Wort und Tat einsteht. Wir werden sehen…


Ursula Kockerscheidt

 

Heimat ist für mich die Familie und der Freundeskreis. Es ist nicht so sehr der Geburtsort. Ich bin im Schwarzbachtal auf einem Bauernhof aufgewachsen, also in einer ländlichen Region.

Ich habe drei erwachsene Kinder, ein Sohn lebt in Kanada. Ich finde Familie, Freunde und Freundinnen gleich wichtig.

Inzwischen leben leider nicht mehr viele Menschen aus meinem Freundeskreis. Eine Cousine - wir sind altersmäßig nur drei Jahre auseinander - lebt noch in Ratingen. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Es ist einfach schön, sich an vergangene Jahre, die man zusammen erlebt hat, zu erinnern und sich darüber auszutauschen.

Seit 1949 lebe ich in Ratingen-West auf einem Hof. Anfangs musste ich mich erst an die dichte Besiedelung und an die Hochhäuser gewöhnen. Aber mit den Jahren habe ich mich hier gut eingelebt und das ist meine Heimat.


Tony Jayawerdena

Ich bin in Sri Lanka geboren, aufgewachsen und dort auch zur Schule gegangen. Natürlich ist damit Sri Lanka auch Heimat für mich.

Als ich meine Schule beendet hatte, beschloss ich, zusammen mit Freunden etwas von der Welt zu sehen und hatte vor, nach Großbritannien zu gehen und dort zu arbeiten.

Es kam dann alles anders. 1971 landete ich in Deutschland, auf Sylt, machte dort eine Ausbildung im Hotelfach und lernte meine Frau kennen. Einige Freunde kehrten irgendwann zurück nach Sri Lanka, einige gingen nach Australien. Zu ihnen habe ich bis heute noch Kontakt.

Ich bin geblieben und kam zusammen mit meiner Frau aufgrund unserer beruflichen Laufbahnen in den 80er Jahren nach Ratingen-West. Ratingen-West habe ich inzwischen in mein Herz geschlossen. Ich bin in der katholischen Kirchengemeinde aktiv, singe in zwei Chören und fühle mich hier beheimatet.


Katinka Giller

 

 

Heimat bedeutet für mich liebe Menschen, Familie, Freunde, die Gemeinde. Ich bin sehr viel umgezogen und habe eher einen stärkeren Bezug zu Menschen als zu einem Ort.

Ich lebe seit zehn Jahren hier. Ratingen-West heißt für mich: vertraute Menschen, vertraute Straßen und damit ein Stück Heimat.

Aber auch da wo meine Familie ist, die nicht in Ratingen-West lebt, ist für mich Heimat.

 


Rainer Diem

 

Ich bin in Düsseldorf geboren und als Kind 1972 mit meiner Familie nach Ratingen-West gekommen. Damals war es eine gute Gelegenheit, in einem Neubaugebiet eine bezahlbare und genügend große Wohnung zu bekommen. Meine Kindheit habe ich hier verbracht. Damals hatte dieser Stadtteil keinen schlechten Ruf. Im Laufe der Jahre hat er verschiedene, auch problematische Phasen durchlebt. Momentan halte ich das Umfeld für beruhigt.

Hinter der Wohnanlage, in der wir lebten, gab es eine große Grünanlage. Wenn ich mich zurückerinnere, habe ich weniger die Hochhäuser als vielmehr diese Grünanlage, den Schulweg und all die Kinder, mit denen ich herumtobte, vor Augen.

Seit 48 Jahren wohne ich nun hier und fühle mich immer noch sehr wohl und zu Hause. Beruflich bin ich sehr viel unterwegs und daher nur wenig in Ratingen. Heimat bedeutet für mich, wieder zurückzukommen. Ich fühle mich hier einfach sehr wohl.


Dr. Marianne Dierks

 

Ich bin in einer ländlichen Region aufgewachsen, in der Lüneburger Heide. Dort gab es kaum Möglichkeiten, beruflich etwas zu machen. In ganz jungen Jahren arbeitete ich zunächst als Sozialarbeiterin, später dann als Lehrerin für Mathematik und evangelische Theologie. Doch auf Dauer war es nicht das, was mich erfüllte. Dann kam der evangelische Kirchentag in Hannover, ich bekam eine Stelle dort. Mich hat am Kirchentag vor allen Dingen die Offenheit der teilnehmenden Menschen fasziniert.

Das war für mich der Anstoß, mich beruflich zu verändern. Nach Hannover habe ich in der Kaiserswerther Diakonie gearbeitet, zunächst den Bildungssektor geleitet und hier meine Idee zu Gründung einer Fachhochschule umgesetzt. Bis zu meiner Pensionierung war ich dort als Professorin und Rektorin tätig.

Heimat ist für mich mehrdimensional. Zum einen gibt es die geographische Ebene, zum anderen die Gefühlsebene. Es ist die Region, in der der Mensch hineingeboren wird und seine Sozialisation erfährt, die ihn prägt. Den Begriff Heimat fand ich in der Vergangenheit etwas ambivalent. Politisch wurde er in der Vergangenheit missbraucht: „Deutschland den Deutschen“. Mittlerweile hat sich meine Haltung zu dem Begriff geändert.

Ich sehe darin die aktive Leistung eines Individuums. Es ist die Fähigkeit, Heimat zu entwickeln, sich an eine Region oder an einen Ort zu binden, seinen Platz in der Welt zu finden.

Es ist eine bewusste Entscheidung, wenn man die Chance hat, Heimat zu entwickeln.

Vor über 30 Jahren stand ich vor der Entscheidung, nach Düsseldorf Kaiserswerth oder nach Ratingen zu ziehen. Ich zog Ratingen vor. Als ich nach West zog, war es ein relativ neuer Stadtteil. Es gab nicht die Familien, die schon seit Generationen hier lebten und soziale Kontrolle ausübten. Ratingen-West ist inzwischen für mich und meinen Mann zu unserer Heimat geworden. Natürlich gibt es auch problematische Plätze, an denen man Alkoholiker und sehr arme Menschen antrifft. Das ist zwar nicht angenehm, gibt aber die Lebensrealität in unserem Land wieder.  


Günter Lerch

 

 

Das Umfeld, in dem ich lebe, empfinde ich als meine Heimat. Ganz wichtig ist die Familie, über Generationen hinweg. Früher gehörte die Berufswelt dazu.

Heimatliche Gefühle liegen für mich auch im kirchlichen Bereich. Durch langes Mitwirken sind freundschaftliche Beziehungen gewachsen. Die seelische Verbindung zur Kirche, mein heimatliches Fundament, wird leider zu oft strapaziert.  

 


Gabriela Ruszczyk

 

Meine ursprüngliche Heimat ist Polen, die ich allerdings nicht so sehr vermisse. Polen ist ein sehr schönes und landschaftlich sehr abwechslungsreiches Land. Aber das Leben ist dort sehr teuer. So muss man für den Schulbesuch der Kinder oder für die Schulbücher selber zahlen. Kindergeld gibt es nicht. Arbeitsstellen sind knapp. Und soziale Unterstützungen gibt es nur in einem geringen Maße. Damit ist es für viele Familien sehr schwierig, ein einigermaßen angenehmes Leben zu führen.

Hier in Deutschland haben mein Mann und ich Arbeit, die Kinder sind gut versorgt. Es erleichtert den Alltag sehr. Wir haben zwei Töchter und zwei Söhne und leben seit ungefähr acht Jahren hier. Unsere Familien leben teilweise in Polen, teilweise in Deutschland. Meine Heimat ist meine Familie, insbesondere meine Kinder und mein Mann.

Ratingen-West ist ein schöner Stadtteil. Er hat viele Seiten. Einerseits gibt es viel Grün, andererseits gibt es auch in manchen Teilen sehr viel Trubel, was mir nicht so gut gefällt. Vorteilhaft ist, dass wir hier alles vor Ort haben, wie zum Beispiel Arztpraxen und Geschäfte.

Grundsätzlich könnte ich mir vorstellen, irgendwann in einem anderen Teil Deutschlands zu leben. Allerdings möchte mein Mann unbedingt hier in Ratingen-West bleiben.


Kevin Fußbahn

 

Heimat ist für mich der Ort, an dem ich willkommen bin, da wo ich mich sicher fühlen kann, da wo ich nichts zu befürchten habe.
Es kann jeglicher Ort sein, eine Kneipe, ein Jugendzentrum oder ein schöner Platz am Grünen See. Es muss nicht da sein, wo man wohnt.
 
In Ratingen bin ich geboren, aufgewachsen in Ratingen-Ost. Allerdings bin ich in Ratingen-West zur Gesamtschule gegangen bis zu meinem Fachabitur. In dieser Zeit habe ich viele Freundschaften geschlossen. Ich hatte früher oft gehört: „Nach Ratingen-West geht man besser nicht und schon gar nicht abends. Das ist viel zu gefährlich.“ Ich kann das nicht bestätigen. Es stimmt so einfach nicht.
 
Ich bin froh, in Ratingen-West zur Schule gegangen zu sein und den Stadtteil richtig kennen gelernt zu haben. Dadurch habe ich auch viele unterschiedliche Nationalitäten erlebt.

In meiner Tätigkeit als Erzieher habe ich diese Gelegenheiten oft. Kinder und Eltern unterschiedlicher Herkunft kennen zu lernen und zu erleben finde ich sehr bereichernd. Für mich ist es immer wieder interessant, mehr über die verschiedenen Kulturen, Bräuche, Traditionen und auch ihren Sprachgebrauch zu lernen. So stelle ich immer wieder fest, dass viele Dinge gleich sind oder sich ähneln und nur einen anderen Namen haben.

Ratingen-West ist für mich ein tolles Beispiel dafür, wie bunt unsere Welt ist und das dieses bunte Zusammenleben durchaus funktionieren kann.

Audio Kevin Fußbahn


Elisabeth Buchholz

 

Ich wurde in Essen geboren und bin auch dort aufgewachsen. Meine Großeltern lebten schon in Essen. Durch den Krieg - ich war damals zehn Jahre alt - war die Heimat kaputt.

Wenn ich nach Essen komme, ist es zwar ein komisches Gefühl, aber ich empfinde es nicht mehr als Heimat. Das kleine Haus, in dem schon meine Großeltern lebten, existiert zwar noch, wurde aber modernisiert und sieht inzwischen völlig anders aus. Es gehört auch nicht mehr unserer Familie. Alle, zu denen ich in Essen noch Kontakt hatte, sind inzwischen verstorben.

Nach der Schule hatte ich ein Schulpflichtjahr in der Landwirtschaft im Westerwald. Ich habe damals noch um ein Jahr verlängert, da ich dort wenigstens etwas zu essen hatte.

Durch die Arbeitsstelle meines Mannes sind wir nach Ratingen-West gezogen. Das ist jetzt über 40 Jahre her. Unser Sohn, ich habe zwei Kinder, lebt in Essen und hat uns eine altersgerechte Wohnung in seiner Nähe organisiert, weil wir aufgrund unserer angeschlagenen Gesundheit keine Treppen mehr steigen können.

Meine Heimat ist inzwischen Ratingen-West geworden, obwohl mein Mann und ich anfangs ganz und gar nicht von dem Stadtteil, der damals eher einer Betonwüste glich, begeistert waren.

Jetzt bin ich sogar ein wenig traurig, hier wegzuziehen.


Kurt Buchholz

 

Ursprünglich komme ich aus Brandenburg. 1946 bin ich zusammen mit meiner Mutter und meinen vier Geschwistern nach Essen gekommen. Später wohnte ich auch in Oberhausen.

Damals hatte ich angefangen im Bergbau zu arbeiten und wohnte in Altenessen, wo ich mich sehr wohl gefühlt hatte. Dann habe ich in die Landwirtschaft gewechselt. Schließlich habe ich eine Anstellung bei Harry Brot gefunden, wo ich 17 Jahre lang tätig war. Die Firma zog irgendwann nach Ratingen. Aus diesem Grund sind meine Frau und ich schweren Herzens hierhin gezogen.

Zu der Zeit war hier alles nackt. Die gepflanzten Bäume waren noch winzig und es gab diese vielen Hochhäuser, also fast nur Beton.

Mittlerweile habe ich mich bestens eingelebt. Meine Frau und ich waren aktiv in der evangelischen Kirchgemeinde. Sie hat ehrenamtlich in der Kleiderkammer gearbeitet. Als ich in Rente war, habe ich viele Hausmeisterarbeiten ehrenamtlich im Kindergarten erledigt. Das hat uns beiden viel Freude gemacht.

Heimatgefühl hängt für mich mit der in der Jugend verbrachten Zeit an einem Ort zusammen. Darum habe ich ein kein Heimatgefühl zu Brandenburg. Ich war nur bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr dort, eine zu kurze Zeit. Mein Zuhause, wo ich mich auch beheimatet fühle, ist Ratingen-West.

Hier hat sich viel verändert. In dem Haus, in dem wir leben, wohnen hauptsächlich Menschen anderer Nationalitäten. Allerdinges erleben meine Frau und ich das sehr positiv. Jetzt in der Pandemiezeit hatten uns unsere Nachbarn sogar einen Karton mit Lebensmitteln vor die Tür gestellt und uns ihre Hilfe angeboten.


Susanne Gietz

 

„Ich bin wieder hier in meinem Revier…“. Dieser Teil des Liedes von Marius Müller-Westernhagen gibt mein Gefühl wieder, das ich regelmäßig hatte, wenn ich während meiner Studienzeit aus Saarbrücken nach Ratingen fuhr. In Saarbrücken fühlte ich mich sehr wohl, aber es war nicht meine Heimat.

Aufgewachsen und zur Schule gegangen bin ich in Ratingen. Meine Erinnerung an meine Kindheit und Jugend ist sehr positiv. Genau diese positiven Empfindungen machen für mich das Heimatgefühl aus.

Auf dem Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Ratingen-West fanden sich viele unterschiedliche Schüler*innen aus mannigfaltigen sozialen Schichten. Das waren für mich sehr wichtige Erfahrungen. Ich habe einfach schon früh wahrgenommen, dass es nicht selbstverständlich war, mal eben ein neues Sweatshirt zu bekommen. Und ich habe erlebt, dass die soziale Herkunft nichts damit zu tun hat, mit wem man Freundschaften schließt. Für diesen wertedifferenzierten Blick, den ich in dieser Zeit gewonnen habe, bin ich sehr dankbar.

Ich habe Ratingen-West nie als Brennpunkt gesehen. Wenn ich nach meinem Herkunftsort gefragt wurde, habe ich bewusst Ratingen-West genannt.


Mehrdad Rashidi

 

Seit 1983 lebe ich nicht mehr im Iran, und seit 1994 wohne ich in Deutschland, meiner zweiten Heimat. Mit 19 Jahren bin ich vor dem Regime aus dem Iran geflohen.

Aber mein Herz und meine Gedanken gehören diesem Land meiner Kindheit und Jugend, da wo ich meine Wurzeln habe. Viele schöne Erinnerungen verbinde ich mit dem Land. Ich lebte im Norden, nur 36 km vom kaspischen Meer entfernt. Sonnenaufgänge am Strand mit Freunden, meine erste Liebe, es gibt so viele wunderbare Erinnerungen.

Auch wenn ich sehr froh darüber bin, hier leben zu können, schmerzt es mich dennoch, dass ich nicht in meine Heimat reisen kann. Gerne würde ich auch meinen beiden Kindern das Land zeigen. Der Iran ist ein wunderschönes und landschaftlich abwechslungsreiches Land mit einer sehr alten Kultur und Zivilisation. Vieles dieser Kultur ist leider in den letzten Jahrhunderten zerstört worden.

Ursprünglich bin ich Künstler, zeichne und schreibe Gedichte. Zurzeit absolviere ich im Rahmen meiner Ausbildung zum Sprach- und Integrationsmittler (Dolmetscher) ein Praktikum hier bei der Caritas in Ratingen-West. Was mir in Ratingen-West besonders gefällt, ist das viele Grün in und um West.

Ich hoffe, dass ich in meiner Lebenszeit doch noch einmal meine Heimat sehen kann.


Norbert Enning

 

Heimat ist für mich da, wo die Familie ist. Ich komme aus Köln. Meine Frau ist Ratingerin und lebte schon viele Jahre in Ratingen-West. 2003 bin ich zu meiner Frau nach Ratingen gezogen.

2010 musste ich dann aus beruflichen Gründen nach Erlangen und 2012 haben meine Frau und ich ein Häuschen bezogen in der Nähe von Nürnberg. Dort haben wir dann acht Jahre gelebt und uns dort auch sehr, sehr wohl gefühlt. Wir hatten viele schöne soziale Kontakte und haben uns dort sehr heimisch gefühlt.

2020 bin ich in die passive Phase meiner Altersteilzeit gewechselt und wir sind mit einem lachenden und einem weinenden Auge wieder zurück nach Ratingen-West gezogen. Die Familie hat uns sehr gefehlt und wir haben unsere Entscheidung zurückzukehren nicht bereut. 

Inzwischen bin ich hier Presbyter in der Evangelischen Kirchengemeinde. Oft wird für Ratingen-West der Begriff "Brennpunkt" benutzt. Das ist mir persönlich zu pauschal. Ratingen-West ist Multikulti, ein lebendiger Stadtteil, ständig im Wandel und unglaublich vielfältig. Meine Frau und ich leben gerne in Ratingen-West.


Jennifer Konrad

 

Ich wurde am Sonntag, den 27. Juni 1948 im Hause meiner Großeltern im walisischen Ort Tonypandy geboren. Zu der Zeit gab es sehr viel Armut in Wales; aus diesem Grund sind meine Eltern nach London gezogen, auf der Suche nach Arbeit. Arbeit hat mein Vater schnell gefunden; schwieriger war es, eine passende Wohnung zu finden. Wir, inzwischen vier Personen - mein Bruder ist in London geboren - wohnten jahrelang sehr beengt in zwei Zimmern ohne Bad.

Meine Mutter hatte ständig Heimweh nach Wales, mein Bruder Christopher auch; mein Vater und ich weniger. Meine Mutter behielt ein verklärtes Heimatbild. Als sie nach 25 Jahren wieder nach Wales zurückzog, wurde ihr sehr schnell klar, dass sie nicht dort wieder anfangen konnte, wo sie aufgehört hatte [...]

Heimat ist für mich ein Gefühl von Zugehörigkeit. Beheimatet bin ich dort, wo ich als Mensch bedingungslos leben kann. Heimat empfinde ich bei Menschen, die mich annehmen, wie ich bin und mich nicht ständig ausgrenzen durch sprachliche Verletzungen und Fehltritte. Heimat ist Identität; Heimat ist, wenn man Resonanz bei seinen Mitmenschen erkennt. Heimat ist Wohlgefühl. Heimat ist Vertrautheit. […]

Bei Tanten zu Besuch fiel immer wieder die Äußerung: „Du kannst nicht mitreden, Du bist mit Deiner Familie weggezogen.“ – Ausgrenzung.

In London hörte ich öfter: „Ihr Waliser habt uns die Wohnungen weggenommen.“ – Ausgrenzung.

In Deutschland hörte ich: „Du kannst das nicht verstehen, du bist nicht von hier.“ – Ausgrenzung. […]

Die Liste ist lang. Die Menschen, die die Äußerungen von sich gaben, wollten mich bewusst verletzen; sie wollten ihre geographische Heimat nicht mit mir teilen; aber Heimat ist nicht geographisch; Heimat ist ein Gefühl. Ich habe immer wieder erleben müssen, was Rassismus ist – Rassismus gehört nicht zu einer Heimat oder zu einem Heimatgefühl […] 

Meine Heimat ist geprägt von überwiegend positiven Kindheitserinnerungen aus Wales. Die liebliche Landschaft; der Geruch nachdem es wiedermal geregnet hat – es gibt sogar ein Wort dafür im Englischen „petrichor“ – ich liebe dieses Wort und den Zustand, den es beschreibt. Gerüche können Erinnerungen in mir wachrütteln – der betörende Duft der Rosen im Garten meiner Lieblingstante; der verlockende Duft von Roastbeef aus der Küche meiner Mutter. Die Musik meiner Kindheit ruft Heimatgefühle in mir hervor, ob Chorgesang oder später die Beatles-Lieder. 

London liebe ich. […] Die Begegnungen mit fröhlichen, freundlichen, manchmal skurrilen und schrägen Menschen, die man überall antrifft, vor allem in London, sind auch Teil meiner Heimatgefühle. Die Vertrautheit und das Wissen, wie man sich angemessen verhält, erfüllt mich mit Wärme. Sich in der Sprache der Heimat sicher bewegen zu können, gibt einer Person Sicherheit und ermöglicht dieser Person sich heimisch zu fühlen. All diese Sachen und noch mehr haben mich geprägt und zu der Person gemacht, die ich bin.

All das gilt auch für meine deutsche Heimat. […] In Deutschland habe ich sehr gute Freunde; ich bin auch hier beheimatet und das ist ein wunderbares Gefühl. Wo immer es für mich möglich ist, bringe ich mich ein in die Gesellschaft. Ich fühle mich wertgeschätzt von so vielen Menschen und ich wiederum schätze mich glücklich, in meiner deutschen Heimat so viele aufrichtige, tolle Menschen zu kennen. […]

Den vollständigen Text von Jennifer Konrad lesen Sie hier.


Pfarrer Matthias Leithe

 

Durch den ideologischen Missbrauch der Nationalsozialisten war der Begriff „Heimat“ für mich immer ein schwieriger. In Folge dessen habe ich den Begriff selten verwendet. Und doch hat er für mich auch eine gewisse Faszination. Kann er doch eine große inhaltliche und emotionale Zugehörigkeit ausdrücken, mehr noch als die Umschreibung „zu Hause zu sein.“

Meine geistige Heimat ist die deutsche Sprache. Wenn ich auf Grund fehlender Sprachkenntnisse nicht ausdrücken kann, was ich denke, fühle und glaube, wenn ich nicht ausreichend sprachlich differenzieren kann, was mir wichtig ist, dann fühle ich mich fremd.

Meine geistliche Heimat ist die reformatorische Theologie der evangelischen Kirche. Sie gibt mir gedankliche Freiheit und geistige Unabhängigkeit. Sie macht kritisch gegenüber dem Zeitgeist und gibt mir durch Glaubensaussagen und Zusagen das Gefühl, mich angenommen und geborgen fühlen zu können. Diese geistliche Heimat hat meine Familie seit Generationen sehr geprägt.

Zuhause fühle ich mich im Kreis meiner Familie und Freunde. Oder auch an Orten, die mir im Leben vertraut geworden sind. Dazu zählt auch Ratingen-West mit dem ökumenischen Maximilian-Kolbe-Platz, an dem ich gerne arbeite und lebe.


Judith Demirel

 

Zur Heimat gehören für mich Orte, an denen ich aufgewachsen bin, das Elternhaus und Orte, an denen ich mich wohl fühle. Heimat sind auch Menschen, die mir nahe stehen, sei es Familie oder der Freundeskreis.

Ein Beispiel sind zwei Urlaubsorte: einer in Österreich, an denen ich schon als Kind regelmäßig war. Ich war dort sehr glücklich. Viele Jahre waren vergangen, in denen ich nicht mehr dort war. Seitdem ich selber Kinder habe, fahren wir an diese Orte und treffen uns dort mit meinen Eltern. Heimat hat auch etwas mit Erinnerungen zu tun. Der andere Urlaubsort ist Ameland, wo ich als Kind mit Jugendgruppen oft Freizeiten verbracht habe. Die alten Geschichten habe ich direkt vor Augen, wenn ich dort bin und erinnere mich gerne daran. 

Aufgewachsen bin ich in Gladbeck. Im Jahr 2000 bin ich wegen eines Jobs nach Ratingen gezogen, da mir das Pendeln und der tägliche Stau zu lästig wurden. Mit meinem Mann hatte ich viele Jahre in Düsseldorf gewohnt bis wir uns 2014 ein Haus in Ratingen-West am Grünen See gekauft haben, da die Wohnung in Rath mit zwei Kindern zu klein wurde. 

In Ratingen und Düsseldorf habe ich mir mit den Jahren einen Freundeskreis aufgebaut. Hier fühle ich mich beheimatet. 


Dr. Arne Claussen

 

Ich bin in Löningen im Landkreis Cloppenburg aufgewachsen - in der protestantischen Diaspora, umgeben fast nur von Katholiken. Mein Vater kommt aus dem norddeutschen Raum, aus Dithmarschen; dort ist sicherlich ein Teil von mir beheimatet, ein anderer in meinem Studienort Münster. Meine Mutter hatte schmerzlich erfahren, was Heimatverlust heißt, sie kam aus Schlesien und musste ihre Heimat verlassen. Diese Erfahrung blieb mir erspart.

Mit Heimat verbinde ich vertraute Menschen, das Gefühl von Geborgenheit, weniger den Ort. Ratingen-West ist für mich ein Ort der Entspannung, der Sicherheit. Hier ist unser Haus, der Garten, der Teich, die Ruhe. Ich fühle mich hier einfach wohl.

 


Petra Bosch

 

Obwohl ich geborene Frankfurterin bin, sehe ich den Geburtsort nicht so sehr als Heimat an. Vielmehr ist für mich Heimat da, wo man angekommen ist, wo man sich wohlfühlt, wo man loslassen kann und ein Gefühl des Vertrautseins hat. Das empfinde ich beispielsweise immer, wenn ich aus dem Urlaub wieder nach Hause komme.

Seit 2001 lebe ich in Ratingen, seit 2007 in Ratingen-West und das ist meine Heimat. Ratingen-West ist besser als sein Ruf, finde ich. An Ratingen-West schätze ich die Vielfalt, die Landschaft, das kulturelle Leben. Der Stadtteil bildet einen Querschnitt unserer Gesellschaft ab.


Tariku Bosch

 

 

Heimat bedeutet für mich Freunde, Familie und die Umgebung, in der ich lebe.

Ratingen-West empfinde ich als meine Heimat.


Björn Bosch

 

Heimat: da bin ich zu Hause, da fühle ich mich wohl, da bin ich angekommen. Heimat prägt die Persönlichkeit.

Ich wurde am Niederrhein geboren und bin wegen meiner Liebe, meiner jetzigen Ehefrau, nach Ratingen-West gekommen.

In Ratingen-West treffen Kulturen aufeinander. Es ist ein multikultureller Pool, den ich da bereichernd finde, wo man offen aufeinander zugeht. Leider fehlt manchmal diese Offenheit. Der Wille zur Integration sollte von allen Seiten kommen. Ich meine auch die Integration zwischen den Generationen.  

Heimat verknüpfe ich zudem mit der Kirche. Aufgewachsen in einer eher ländlichen Gegend, bedeutete das für mich Jugendfreizeiten, Jugendkeller und beste Freunde über genau diese Aktivitäten im kirchlichen Umfeld. Inzwischen hat sich das sehr geändert. Es gibt heutzutage unzählige Freizeitangebote, mit denen die Kirche konkurrieren muss.


Else Hennecke

Meine weltliche Heimat ist Düsseldorf, meine geistliche ist die Evangelische Kirchengemeinde Ratingen-West und die Versöhnungskirche. In Düsseldorf wurde ich geboren und bin dort auch aufgewachsen.

In den 70er Jahren sind mein Mann und ich nach Ratingen-West gekommen. Wir hatten vorher in Lörick gewohnt. Die Ärztin meines inzwischen verstorbenen Mannes riet ihm dringend, aus gesundheitlichen Gründen vom Rhein wegzuziehen. Auf die Schnelle haben wir uns dann für Ratingen-West entschieden, weil Wohnungen damals in kurzer Zeit einfach schwer zu finden waren.

Ich habe mich hier nicht vollkommen eingelebt. Irgendwie ist mir Ratingen immer noch etwas fremd geblieben. Regelmäßig fahre ich nach Düsseldorf, wo ich mich sofort beheimatet fühle. Leider ist das jetzt in der Pandemiezeit nur sehr eingeschränkt möglich.

Ich hatte in der Vergangenheit natürlich den Plan, nach Düsseldorf zurückzuziehen. Aber ich habe mich dann letztendlich von meinem Freundeskreis und den Nachbarn umstimmen lassen und bleibe nun bis zu meinem Ende in Ratingen.


Kaplan Krzysztof Zasanski

 

 

Für mich ist Heimat im Vergleich zu Vaterland etwas, das man sich frei aussuchen kann. Es kann ein Ort oder eine Gemeinschaft sein, wo man sich wirklich wohl fühlt.

In Ratingen-West habe ich festgestellt, wohnen Menschen aus rund 82 unterschiedlichen Nationen. Diese Menschen aus der ganzen Welt haben hier ein Zuhause gesucht und gefunden. Und das macht meine Arbeit hier so angenehm.

Viele Menschen haben sich für den gleichen Ort entschieden wie ich. Wir begegnen uns mit Respekt und mit Freude und bauen uns hier ein Paradies auf Erden. 

Audio Krzysztof Zasanski


Ulrike Pohl

Grundsätzlich ist Heimat für mich da, wo ich mich zugehörig fühle, zugehörig vor allen Dingen zu den Menschen.
Ursprünglich komme ich aus Südwestfalen. Die Rheinländer*innen waren mir immer schon ganz sympathisch. Durch meine Berufstätigkeit als Lehrerin hat es uns dann hierher verschlagen. Vorher bin ich mehrfach aus beruflichen Gründen meines Mannes mit ihm umgezogen. So lange wie hier in Ratingen-West habe ich noch nirgendwo gelebt. Aber es war anfangs nicht so einfach, in die Ratinger Gemeinschaft hinein zu kommen.

In Ratingen-West leben viele verschiedene Nationen. Ich würde mir mehr Offenheit von allen Seiten der Bewohner*innen wünschen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich die Menschen hier eher aus dem Weg gehen und alle hauptsächlich in ihrer eigenen Community verkehren.

Was mir gefällt ist, dass Ratingen ein Ort mit Geschichte ist. Ich finde, es hilft sich heimisch zu fühlen, wenn man etwas aus der Vergangenheit weiß. Darüber hinaus ist natürlich die umgebende Landschaft wunderschön. Mein Mann und ich wandern sehr viel und genießen das.

 


Dieter Pohl

Ich liebe Dialekte, egal ob Bayrisch, Schlesisch oder einen anderen Dialekt. Sie sind Heimat für mich. Ich bin in Bayern geboren und horche auf, sobald ich eine Person im Dialekt sprechen höre.
„ Mei I mog a Weißwurscht“, dann erwachen direkt viele positive Erinnerungen an meine alte Heimat.

Mit dreizehn Jahren kam ich mit meiner Mutter nach Essen ins Ruhrgebiet. Später lebte ich in vielen Städten. Während meines Studiums in Bonn habe ich dann meine Frau kennen gelernt. Vier Söhne wurden uns geschenkt.

Kirchlich bin ich im Rheinland zu Hause. Die Rheinische Kirche hat für mich die demokratischsten Strukturen.

In der Grachtensiedlung, in der wir leben, gefällt mir besonders, dass wir uns unter den Nachbarinnen und Nachbarn gegenseitig helfen. Insbesondere in den handwerklichen Dingen, die mir leider weniger liegen, weiß ich die Unterstützung sehr zu schätzen.


Andrea Baade

 

Seit meinem fünften Lebensjahr wohne ich in Ratingen-West. Hier bin ich aufgewachsen, habe die Grundschule und danach das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium besucht. Ratingen-West ist für mich ein wichtiger Ort.

Eigentlich konnte ich mit dem Begriff „Heimat“ nie besonders viel anfangen. Ich fand ihn sehr konservativ besetzt oder aber politisch missbraucht. Ich habe immer von meinem Zuhause gesprochen. Und das ist hier. 

Die Menschen hier spielen aus meiner Sicht eine sehr wichtige Rolle. Egal ob man die Leute kennt oder nicht, es existiert ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Heimat bedeutet für mich genau das. Es ist ein Gefühl der Vertrautheit, der Sicherheit - auch der Sicherheit, zu wissen, wie etwas funktioniert. Dabei spielt es keine Rolle, ob man die jeweiligen Sprachen versteht. Die Menschen verschiedener Nationalitäten, die unterschiedlichen gesprochen Sprachen gehören hier einfach dazu. Das ist Heimat. 

Dazu kommen die Erinnerungen an die hier verbrachten Jahre. Wenn ich z.B. das Bonhoeffer-Gymnasium sehe, habe ich sofort das Gefühl: Das ist meine Schule. Ich verknüpfe viele positive Erlebnisse damit. Wenn ich die Heilig Geist Kirche sehe, denke ich zum Beispiel an meine Erstkommunion oder an die Firmung, bei der der Bischof eine gefühlte Ewigkeit zu spät kam, weil er im Schneechaos feststeckte. Solche Erinnerungen, vor allen Dingen die prägenden Kindheitserinnerungen, bringen das Heimatgefühl. Wenn man woanders hinzieht, fehlt dies zunächst. Doch wenn mit der Zeit neue Erinnerungen entstehen, kann auch ein anderer Ort wieder Heimat werden.

Ratingen-West hat seit langem einen schlechten Ruf, dem dieser Stadtteil nicht gerecht wird. Viele Menschen engagieren sich hier, Schulen, Kirchen, Privatleute, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und das Leben hier noch lebenswerter zu gestalten. Ich habe oft erlebt, dass Menschen bereit sind, unkompliziert einander zu helfen. Auch das gehört zu Heimat.


Dr. Klaus Wolters-Martini

 

Heimat ist für mich das Miteinander von verschiedenen Menschen. Ich bin geborener Ratinger, in Ratingen-Ost aufgewachsen und in Ratingen zur Schule gegangen. Nach meinem Studium hatte ich einige Zeit in Essen und in Duisburg im Krankenhaus als Arzt gearbeitet.

1998 ergriff ich dann die Gelegenheit, eine freigewordene Arztpraxis in Ratingen-West zu übernehmen, nachdem ich 1986 mit meiner Familie schon nach Ratingen-West gezogen war. Ich habe mich auf Anhieb wohl gefühlt. In der Praxis habe ich sehr viel von den Nöten und Sorgen der Menschen mitbekommen, auch das gehörte für mich zu Heimat.

Ratingen-West ist multikulturell. Die Toleranz im Miteinander der Kulturen und auch Religionen hier ist für mich insbesondere als Christ, der ich vielgereist bin, beispielhaft. Auch die "gute Nachbarschaft" war gerade in den Hochhäusern sehr ausgeprägt, lässt aber leider wohl in den letzten Jahren etwas nach. Heimat also nicht im Sinne von engstirnig klein räumig, sondern weltoffen.


Helena Bastron

 

 

Geboren wurde ich in Kasachstan, kam dann ins Saarland und lebe seit meinem vierten Lebensjahr in Ratingen. Mit Heimat verbinde ich ein Gefühl von Geborgenheit, losgelöst von der Örtlichkeit. Wenn ich beispielsweise meine Eltern besuche, ist das für mich Heimat, unabhängig davon, wo sie leben. Es ist dieses Gefühl, nicht der Ort. 

Innerhalb Ratingen-Wests bin ich mehrmals umgezogen. Hier habe ich meine Familienverbindungen, meine Großeltern und meinen Freundeskreis, also all meine sozialen Kontakte. Ich fühle mich in Ratingen-West sehr wohl.

 


Johann Bastron

 

Auch ich wurde in Kasachstan geboren und bin als kleines Kind nach Ratingen-West gekommen. Ratingen ist meine Heimat. Ich bin gerne unterwegs, verreise, komme aber auch immer wieder gerne zurück. Es gibt natürlich schönere Orte auf der Welt als Ratingen-West, wie beispielsweise Urlaubsorte in Kroatien. Dennoch freue ich mich, auch wieder nach Hause zu kommen. Genauso geht es mir nach einem Arbeitstag, wenn ich zu meinen drei „Mädels“ – meiner Frau und unseren beiden Töchtern – heimkehre.  

Außerdem verbinde ich mit Heimat auch viele Gerichte, die ich von der Familie meiner Frau in Kasachstan übernommen habe. Dazu gehören Teigtaschen mit Fleisch gefüllt. Ich koche sehr gerne und bereite öfters Essen für uns alle zu. Mein Zuhause ist einfach mein Ruhepol.


Beate Akel-Ibrahim

Wenn ich Heimat höre, denke ich direkt an viele Sommer mit der Heuernte in Oberschlesien, wo ich geboren wurde und aufgewachsen bin. Seit 1981 lebe ich in Düsseldorf, das ich als mein Zuhause betrachte, aber nicht als meine Heimat. Das Gefühl ist ein anderes als in Schlesien. Wenn ich allerdings bei meinen Verwandten in Polen bin - ein Teil lebt dort - habe ich nicht mehr das Gefühl von Heimat. Ich glaube, Heimat ist das Synonym für Herkunft und Zugehörigkeit. Dazu gehören die Familie, der Ort und die Landschaft.

Im Gegensatz dazu ist mein Zuhause für mich etwas anderes, es füllt den Alltag. Ich kehre täglich in die Wohnung zurück. Sie gibt mir eine andere Art von Geborgenheit und Sicherheit.

In Ratingen-West arbeite ich seit 25 Jahren. Die Menschen hier haben einen bestimmten Charme. Den negativen Ruf, den Ratingen-West hat, kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe mich hier immer absolut sicher und auch mit den Menschen sehr wohl gefühlt und fühle mich mit ihnen sehr vertraut.


Christa Schraa

Heimat ist für mich:

·                Geruch von frischem Kaffee,

·                Geruch von frisch gebackenem Brot,

·                mich wohlzufühlen,

·                Zufriedenheit,

·             Gemeinschaft von Familie und Freunden unter Gottes reichhaltigem Segen,

          sich aufeinander verlassen zu können, mit Menschen unterwegs zu sein,

          die – im besten Fall – das gleiche Ziel haben.


Irma Junemann

1991 kam ich mit Hilfe meiner Schwester, die bereits in Deutschland lebte, aus der ehemaligen UdSSR (Kasachstan) nach Deutschland.

Meine Familie wohnte bis 1931 an der Wolga und wurde dann nach Kasachstan verschleppt. Es war eine unglaublich harte Zeit. Viele Menschen sind gestorben. Meine Mutter hatte sich unter unglaublich schweren Lebensbedingungen durchgeschlagen. Eines ihrer Kinder ist bei der Verschleppung gestorben, ihr erster Ehemann ist verhungert. Ihr Gottesglauben und ihre Kämpfernatur haben ihr geholfen, zu überleben.

Später hat meine Mutter dann den Cousin ihres ersten Mannes getroffen, der ebenfalls kleine Kinder hatte. Mit ihm hatte sie dann zehn gemeinsame Kinder, die nicht alle überlebten. Ich bin eines der Kinder, das in einem Jahrzehnt des Krieges, der Umbrüche, des Schreckens geboren wurde. Was Heimatverlust bedeutet, habe ich schon als Kind hautnah miterlebt.

Heimat bedeutet für mich die Sprache, die landestypischen Sitten, vertraute Menschen und Sicherheit. Nun lebe ich seit vielen Jahrzehnten hier in Deutschland, in Ratingen. Und dies ist für mich ohne Frage meine Heimat.


Laura Wolff

 

Also Heimat ist für mich ein ganz tiefsitzendes, warmes, wohliges Gefühl. Ich schließe meine Augen, ich denke an meine Familie hier in Deutschland und vor allen Dingen auch an die in Griechenland, die ich teils – bedingt durch die Pandemie – nicht sehen kann.

Heimat ist ein Moment in meinem Herzen, den ich immer mit mir trage und insofern ist sie gar nicht so sehr auf einen Ort fixiert oder an einen Ort gebunden.
Es sind viele Mosaiksteinchen, die im Laufe meines Lebens immer neu und immer mehr dazu kommen und ein ganz buntes Bild von Heimat kreieren.

Darüber hinaus hat Heimat für mich ganz viel mit Gerüchen, mit Gedanken, mit lustigen Worten und witzigen Momenten zu tun.

Mein kleiner Heimat-to-go-Moment, den ich mir zu Hause gönne, wenn ich große Sehnsucht nach meiner griechischen Familien habe, ist, wenn ich mein Gewürzglas mit dem von meiner griechischen Verwandtschaft selbst gepflückten Oregano öffne. Er wächst dort wild. Dieser Duft symbolisiert für mich in einem besonderen Maße Heimat.

 

Audio Laura Wolff


Elke Claussen

 

Meine Heimat ist Aurich in Ostfriesland - und das wird auch so bleiben. Heimat ist für mich ein Wohlbefinden, Familie, Geborgenheit, Erinnerung - und ein guter Ostfriesentee, der seinen eigenen Geschmack nur dort in der Heimat hat, weil das Wasser anders ist.

Ich habe in Münster studiert und bin aus beruflichen Gründen nach Ratingen gekommen. Meine Mutter und meine Schwester leben noch in Aurich.

In Ratingen-West fühle ich mich zu Hause. Mir gefällt die große Diversität mit den Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten.


Martin Schönauer

 

Ich bin Ratinger, in Ratingen geboren, in Ratingen-West aufgewachsen. Meine Eltern sind aus Ratingen. Heimat hört sich im ersten Moment etwas kitschig an. Eigentlich hat dieser Begriff diese negative Attitüde nicht verdient.

Von Kind an habe ich Ratingen-West, das ja oft als das Problemviertel Ratingens bezeichnet wird, nicht als negativ empfunden und tue es auch jetzt nicht. Sicherlich gibt es unterschiedliche Wohnviertel wie in anderen Stadtteilen und Städten auch. Dies bedeutet aber nicht automatisch, dass Ratingen-West den Ruf verdient, der die letzten Jahre seitens der Medien geschaffen wurde.

Ratingen-West ist ein Teil von mir und es ist meine Heimat.