Gedaenkveranstaltung am 10. Mai


Gedenkveranstaltungen sind wichtig und doch ist es nicht einfach, Menschen dafür zu gewinnen. Meist ist das Thema ernst oder dervKalender voll. Am 21. März war das in unserer Stadt anders. Denn zur Erinnerung an den verheerenden Bombenangriff auf Ratingen vor 80 Jahren mussten viele Besucher in der Stadtkirche stehen, weil alle Plätze besetzt waren. Nach eindrücklicher Orgelimprovisation von Christian Siegert mit dem Tagesthema „Bomben auf Ratingen“ sprach Pastor Thomas Gerhold mit dem Zeitzeugen Hans Müskens über den sonnigen Märztag 1945, an dem mittags von 12.15 bis 12.30 Uhr im Bombenhagel insgesamt 116 Ratinger nur wenige Tage vor Kriegsende den Tod fanden. Alle Namen wurden verlesen und für jeden eine Kerze aufgestellt. Der kirchliche Arbeitskreis Gedenken hatte zusammen mit der Stadt eingeladen und freute sich über die gute Resonanz aus Politik, Kirchen und Brauchtum. In einer zweiten Station bildeten die Teilnehmenden zum Stichwort „Verbinden“ eine Menschenkette von der Stadtkirche bis St. Peter und Paul, bevor die Veranstaltung drinnen im Gotteshaus mit dem Aspekt „Versöhnung“ ausklang. 

In dieser Woche wird an das Kriegsende vor 80 Jahren erinnert, und zwar am Samstag, 10. Mai, Vorplatz von St. Peter und Paul, 11.00 –12.00 Uhr. Die Stadt Ratingen und der kirchliche Arbeitskreis „Gedenken“ laden ein, sich am Mahnmal für die ermordeten Zwangsarbeiter zu treffen.


Für die Ratinger Bevölkerung war der Wahnsinn des Krieges am 17. April 1945 vorbei, weil sich die Stadt kampflos den anrückenden amerikanischen Streitkräften ergab. Als Ausdruck ihres Willens zum Frieden hingen an den beiden Hauptkirchen weiße Bettlaken, ein altes Zeichen, von dem der römische Historiker Tacitus schon im ersten Jahrhundert berichtet.
Zur Erinnerung an diesen historischen Moment werden jetzt wieder weiße Laken an der Kirche St. Peter und Paul aufgehängt, insgesamt fünf Stück. Neben kurzen musikalischen Beiträgen werden fünf Menschen aus Ratingen vom Jugendrat bis zum Ersten Beigeordneten jeweils prägnant Stichworte ausführen, die Frieden und Demokratie auch in den nächsten 80 Jahren brauchen. Der Gedenkort selbst ist auch Geschichte zum Kriegsende. Denn kurz vor der Ankunft der amerikanischen Truppen wurden am 6. April 1945 im Kalkumer Wald, nahe der Ratinger Stadtgrenze, 11 Menschen von der Gestapo exekutiert und in zwei Bombentrichter verscharrt. Die Leichen wurde am 8. Mai 1945 entdeckt und auf Befehl der amerikanischen Besatzungsmacht am 13. Mai 1945 geborgen, nach Ratingen verbracht und vor der Kirche St. Peter und Paul bestattet. Bei dieser Beerdigung hielt der zwei Tage vorher von den Amerikanern eingesetzte Bürgermeister Dr. Franz Josef Gemmert eine bewegende Trauerrede. Dr. Gemmert wurde in den später stattfindenden ersten Kommunalwahlen der Nachkriegszeit als Bürgermeister bestätigt und übte das Amt bis 1948 aus. An den historischen Kontext erinnert der Stadtarchivar Dr. Sebastian Barteleit in der Gedenkstunde.