Geschichte der Gemeinde
Schon 1520 warnte die Regierung in Düsseldorf mit einem Aushang an einem der Stadttore von Ratingen vor der „neuen Ketzerei“ Martin Luthers.
Die ersten evangelisch Gesinnten in Ratingen lassen sich 1565 nachweisen. Als der 15-jährige Johann Steinhaus die „St. Katharinen-Vikarie“ in der Pfarrkirche St. Peter und Paul erhalten sollte, gelang es dem evangelischen Bürgermeister Ditzmann Dries 1566*), die Vikarie dem evangelisch gesinnten Pfarrer Johann Wischmann zu übertragen und die Hauptpfarrstelle an St. Peter und Paul mit dem – zumindest heimlichen - Anhänger Luthers Arnold Neuhaus zu besetzen.
Aber erst am 14. November 1610 konstituierte sich die erste öffentliche lutherische Gemeinde in Ratingen. Und am 4. Advent 1685 feierte die Gemeinde die Einweihung der Lutherischen Kirche in der Düsseldorfer Straße 2. An den bekanntesten Pfarrer der lutherischen Gemeinde, Friedrich Mohn, der von 1784 bis 1802 in Ratingen wirkte, erinnert heute die Friedrich-Mohn-Straße.
Spätestens 1584 erfolgte die Gründung der reformierten Gemeinde, denn in diesem Jahr ist sie zum ersten Mal urkundlich nachweisbar auf der Jülicher Synode in Aachen vertreten. Eine Notiz besagt aber, dass die „Jülicher Synode“ schon 1573 die „heimlichen Gemeinden in Düsseldorf und Ratingen“ zum Anschluss eingeladen hat. 1609 erhielt die reformierte Gemeinde Ratingen ihren ersten eigenen Prediger, Daniel Goldbach aus Dresden, an den heute eine Straße in Tiefenbroich erinnert. Aber erst am 30. Juli 1673 wurde der Gemeinde das Recht der öffentlichen Religionsausübung durch Pfalzgraf Philipp Wilhelm zugesprochen. 1668 erfolgte die Grundsteinlegung der reformierten Kirche an der Lintorfer Straße (Stadtkirche). Trotz baulicher Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert ist der ursprüngliche Bau auch heute noch gut zu erkennen.
Am 21. Oktober 1817 beschlossen 35 Bevollmächtigte der reformierten und sieben der lutherischen Gemeinde die Vereinigung. Seither bilden in Ratingen die lutherische und die reformierte Gemeinde eine „unierte“, also vereinigte Gemeinde. Nach dem Zusammenschluss wurde der lutherische Kirchenbau aufgegeben und 1828 verkauft. Der Bau ist heute noch an seinem runden Chor zu erkennen (Martin-Luther-Hof). Der einzige Kirchenbau der Gemeinde war damit bis 1956, als die evangelische Kirche in Tiefenbroich eingeweiht wurde, die Stadtkirche an der Lintorfer Straße.
Nach dem zweiten Weltkrieg kamen zahlreiche neue Gemeindemitglieder als Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten hinzu. Nacheinander entstanden die Paul-Gerhardt-Kirche in Tiefenbroich, die Friedenskirche in Ost, die Versöhnungskirche in West und die Emmauskirche in Süd, heute Familienzentrum Emmaus. Zurzeit sind fünf Pfarrer in der Kirchengemeinde tätig.